Bosnien und Herzegowina: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Bosnien und Herzegowina ist einer der sieben Nachfolgestaaten Jugoslawiens und somit im Südosten Europas zu verorten. Im Jahr 2016 hat Bosnien und Herzegowina seinen Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union gestellt. Seit dem 15. Dezember 2022 ist das Land offiziell einer der Beitrittskandidaten der Europäischen Union (EU).Das südosteuropäische Land nimmt eine Sonderstellung bei den Nachfolgestaaten Jugoslawiens ein. Aufgrund der ethnischen Bevölkerungsstruktur des Staates bzw. als Resultat des Bosnienkrieges zwischen den drei Ethnien, teilt sich der Gesamtstaat Bosnien und Herzegowina grob in drei miteinander verflochtene politische Einheiten und Gebiete auf:
1. Der Föderation Bosnien und Herzegowina, die überwiegend die Siedlungsgebiete der muslimischen Bosniaken und der kroatischen Minderheit umfasst.
2. Der Republik Srpska, die mehrheitlich das Siedlungsgebiet der serbischen Bosnier umfasst.
3. Dem Brčko-Distrikt, der gleichermaßen von allen drei Ethnien bewohnt ist und nur dem Gesamtstaat Bosnien und Herzegowina untersteht.
Anders als bei den übrigen Nachfolgestaaten Jugoslawiens ist die Bevölkerung Bosnien und Herzegowinas nicht ethnisch homogen, sondern setzt sich aus eben den Bevölkerungsgruppen zusammen, die in den Jugoslawienkriegen Konfliktparteien waren. Dies erklärt die relativ komplizierte und verschachtelte Staatsstruktur Bosnien und Herzegowinas und das Vorhandensein der EUFOR-Mission Althea zur Sicherung des Friedens zwischen den ehemaligen Konfliktparteien. Diese mangelnde politische Stabilität ist der wichtigste Grund für den stockenden Beitrittsprozess von Bosnien und Herzegowina zur Europäischen Union.
Die Bevölkerung von Bosnien und Herzegowina beträgt 2022 geschätzt rund 3,2 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsentwicklung Bosnien und Herzegowinas ist in den letzten Jahren stets negativ gewesen. 2022 hat sich die Einwohnerzahl des Landes um rund 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr verringert. Die Fertilitätsrate von Bosnien und Herzegowina ist mit rund 1,35 Kindern je Frau im Jahr 2022 im internationalen Vergleich eine der niedrigsten Fertilitätsraten weltweit (Platz 19). Die größten Städte Bosnien und Herzegowinas sind Sarajevo - die Hauptstadt des Staates und der Föderation, Banja Luka - der Regierungssitz der Republik Srpska und Tuzla.
Die Lebenserwartung in Bosnien und Herzegowina hat im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen und liegt im Jahr 2022 bei rund 75,3 Jahren. Damit liegt die Lebenserwartung in Bosnien und Herzegowina deutlich unter der durchschnittlichen Lebenserwartung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, welche bei rund 80,1 Jahren liegt. Im Jahr 2022 hat die Kindersterblichkeit in Bosnien und Herzegowina bei rund 0,6 Prozent gelegen. Dies ist für europäische Verhältnisse hoch, gemessen an den Werten zur Kindersterblichkeit in den EU-Beitrittskandidaten eher ein moderater Wert.
Bosnien und Herzegowinas Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Bosnien und Herzegowina hat im Jahr 2022 bei geschätzt rund 25,5 Milliarden US-Dollar notiert. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl beträgt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Bosnien und Herzegowina im Jahr 2022 geschätzt rund 7.338 US-Dollar.Bosnische Staatsbürger, die im Ausland arbeiten, tragen mit ihren Rücküberweisungen in die Heimat in erheblichem Maße zum Bruttoinlandsprodukt Bosnien und Herzegowinas bei. Der Anteil der Rücküberweisungen (inflow) am BIP Bosnien und Herzegowinas hat im Jahr 2021 bei rund 10,2 Prozent gelegen. Damit gehört Bosnien und Herzegowina aber nicht zu den 20 Empfängerländern mit dem höchsten Anteil an Rücküberweisungen (inflow) von Migranten am Bruttoinlandsprodukt.
Das Wirtschaftswachstum Bosnien und Herzegowinas hat sich nach dem Einbruch im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie und dem starken Wachstum im Folgejahr normalisiert und beträgt im Jahr 2022 rund 3,8 Prozent. Das Preisniveau für Verbrauchsgüter und Dienstleistungen in Bosnien und Herzegowina steigt seit 2016. Im Jahr 2022 ist es erstmals wieder gesunken und hat rund 54,4 Prozent betragen. Das bedeutet, dass die Verbraucherpreise in Bosnien und Herzegowina rund 54,4 Prozent der durchschnittlichen Verbraucherpreise in der Europäischen Union entsprechen. Dies entspricht ungefähr dem Niveau des EU-Mitgliedstaates Bulgarien.
Die Arbeitslosenquote von Bosnien und Herzegowina hat sich zwar in den letzten Jahren etwas verringert, sie ist dennoch sehr hoch und hat im Jahr 2022 geschätzt rund 17,3 Prozent betragen (ILO 2022: 14,1 Prozent). Basierend auf dem Wert der ILO gehört Bosnien und Herzegowina nicht zu den 20 höchsten Arbeitslosenquoten weltweit. Insbesondere die Beschäftigungslage für Jugendliche ist schwierig. Die Jugendarbeitslosenquote von Bosnien und Herzegowina hat im Jahr 2022 bei rund 33,5 Prozent gelegen. Die Inflationsrate von Bosnien und Herzegowina ist im Zeitverlauf seit der Staatsgründung relativ unbeständig. Im Jahr 2022 sind die Verbraucherpreise um geschätzt rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Grund für den starken Anstieg ist vor allem der Krieg in der Ukraine und dadurch steigende Energiepreise.
Der Außenhandel von Bosnien und Herzegowina
Das Handelsbilanzsaldo von Bosnien und Herzegowina ist kontinuierlich negativ, was bedeutet, dass das Land mehr Waren importiert als exportiert. Im Jahr 2022 hat das Handelsbilanzdefizit bei rund 5,7 Milliarden US-Dollar gelegen.Export
- Export von Gütern aus Bosnien und Herzegowina: Bosnien und Herzegowina hat im Jahr 2022 Waren im Wert von rund 9,7 Milliarden US-Dollar exportiert.
- Wichtigste Exportgüter Bosnien und Herzegowinas: Die wichtigsten Exportgüter Bosnien und Herzegowinas sind im Jahr 2022 verschiedene bearbeitete Waren (SITC Abschnitt 89) mit einem Exportanteil von rund 38,7 Prozent und Metallwaren (SITC Abschnitt 69) mit einem Anteil von rund 6,4 Prozent an den Exporten.
- Wichtigste Handelspartner Bosnien und Herzegowinas im Export: Das wichtigste Exportland von Bosnien und Herzegowina im Jahr 2022 ist Deutschland mit einem Exportanteil von rund 14,8 Prozent gewesen. Es folgen Serbien und Tschechien.
- Import von Gütern nach Bosnien und Herzegowina: Bosnien und Herzegowina hat im Jahr 2022 Waren im Wert von rund 15,4 Milliarden US-Dollar importiert.
- Wichtigste Importgüter von Bosnien und Herzegowina: Die wichtigsten Importgüter Bosnien und Herzegowinas im Jahr 2022 sind Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke (SITC Abschnitt 74) mit einem Importanteil von rund 27,8 Prozent und Kohle, Koks und Briketts (SITC Abschnitt 32) mit einem Anteil von rund 9 Prozent der Importe gewesen.
- wichtigste Handelspartner von Bosnien und Herzegowina im Import: Das wichtigste Importland für Bosnien und Herzegowina im Jahr 2022 ist Deutschland mit einem Importanteil von rund 10,45 Prozent gewesen. Es folgen Italien und Serbien.
Bosnier:innen in der Europäischen Union: Entwicklung und Beitrittsperspektive
Die Anzahl der bosnischen Staatsbürger:innen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union beträgt im Jahr 2022 rund 482.000 Menschen, was rund 9 Prozent der derzeitigen Einwohnerzahl von Bosnien und Herzegowina entspricht. Die meisten Bosnier in der EU leben in Deutschland, wo rund 214.465 Menschen mit bosnischer Staatsangehörigkeit wohnhaft sind. Der Hauptgrund für die hohe Anzahl von Bosniern im Ausland (obwohl die Kriegshandlungen 1995 beendet wurden) und die auch weiterhin hohen Auswanderungszahlen ist der fragile Zustand des Staates einschließlich ungelöster ethnischer Konflikte.In der Bewertung von Bosnien und Herzegowina nach dem Fragile States Index (FSI) verbessert sich Bosnien und Herzegowina im Jahr 2022 auf Rang 74. Trotz der kontinuierlicher Verbesserungen ist das osteuropäische Land weiterhin einer der10 fragilsten Staaten Europas 2022. Im Bertelsmann Transformationsindex (BTI) erreicht Bosnien und Herzegowina 2022 als Staat nur eine Klassifikation als "stark defekte Demokratie" mit "schwachem" politischen Management und einer Marktwirtschaft "mit Funktionsdefiziten". Damit ist das Land auch im Ranking der 10 Länder mit dem niedrigsten Entwicklungsstand von Demokratie und Marktwirtschaft 2022 vertreten und weist nach der Türkei die zweitschlechteste Bewertung auf. Laut dem Corruption Perception Index für Bosnien und Herzegowina erreicht das Land im Jahr 2022 34 Punkte und liegt damit auf Platz 110 von 180 Ländern. Zusätzlich gilt Bosnien und Herzegowina als eines der umweltschädlichsten Länder Europas nach dem Environmental Performance Index (EPI) im Jahr 2022.